Sonntag, 23. September 2012

Schwimmende Nudeln

Gestern war ich bei M.-san eingeladen, einem Regisseur, den ich vom Japan Filmfest Hamburg kenne. Vor zwei Jahren hat er dort seinen Film "Amachoro Love Song" vorgestellt, den ich - wie ich zu meiner Schande gestehen muss - immer noch nicht gesehen habe. Die Hauptdarstellerin N-san war auch in diesem Jahr beim Filmfest zu Gast... und jetzt habe ich sie wieder treffen können, das war eine große Freude!

Jetzt aber zum Event an sich: Nagashi Somen, zu deutsch etwa "fließende/treibende/schwimmende Somen-Nudeln". Man kann wohl für diese Dinge auch fertige "Rutschbahnen" kaufen oder das ganze in einem Restaurant erleben, aber das wäre ja viel zu einfach und zu langweilig. Statt dessen verwandelte M-san seine komplette Wohnung zum Schauplatz einer Nudel-Rutsche aus halbierten Bambusrohren. Sehr instabil, dadurch aber auch sehr lustig. Seine Wohnung ist echt winzig, es gibt im Prinzip nur einen Raum, der am Anfang eine Durchgangsküche ist und dann zum Wohn-Schlafzimmer wird. Vollgestopft mit Büchern, CDs und DVDs, wie sich das für einen Filmschaffenden gehört.





Einer der Anwesenden übernimmt den Posten des Nudel-Schubsers und legt die vorgekochten Nudeln oben in die Bambusrohre, von wo sie mit Leitungswasser via Schlauch dann die Rutsche hinunter fließen. Das ganze endet, für die Nudeln, die niemand vorher mit seinen Stäbchen (!) aus dem Wasser gefischt hat, im Garten in einem Nudelsieb. Die gefischten Nudeln werden dann in eine Sauce aus Sojasauce und frischen Zwiebeln und Semsam und was man sonst noch mag, gedippt, und dann gegessen. Und weil immer nur Nudeln ja langweilig ist, rutschen dann auch mal Würstchenstücke, Tomaten oder hartgekochte Wachteleier den Bambus runter. Reihum ist jeder mal dran mit Nudel-Schubsen und zwischendurch sitzen alle auf dem bißchen Platz, das noch geblieben ist, und essen die Dinge, die nicht durchs Wasser kommen - Tsukemono (salzig eingelegtes Gemüse), Takoyaki (Oktopus-Bällchen) und Tamagoyaki (Rührei/Omelett, aufgerollt). Und dann geht die nächste Runde los... 

Habe mir sagen lassen, diese Nudeln seien ein klassisches japanisches Sommergericht, und das kann ich mir auch echt gut vorstellen - die kalten Nudeln mit der würzigen Sauce, das war echt lecker. Und die Takoyaki... yummy. 








Zur Feier des Tages sind natürlich die schönen Tatami-Matten sorgfältig mit blauer Plastikplane abgedeckt, auf der sich das Wasser sammelt - weil nämlich diese Bambusrohre irgendwann auf jeden Fall undicht werden, und weil durch die etwas wackelige Konstruktion auch mal gerne etwas daneben geht. Daher war angesagt: No Socks! War auch besser so... ;-)

Das war mein erstes Kulinarisches Abenteuer, kann man sagen. War sehr nett, auch wenn mir meine mangelnden Sprachkenntnisse wirklich mal wieder deutlich vor Augen geführt wurden... 
Aber um das zu lernen bin ich ja hier. Und morgen geht die Uni los. Ich halte euch auf dem Laufenden...

4 Kommentare:

  1. großartig! das klingt ja fast wie eine food-olympiade. das musst du dann mal beim perfekten dinner machen! Marein*

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  2. Durch die Rippen in den Bambursrohren stauen sich die Nudeln bestimmt ein wenig, oder? Dann hätte ich eine kleine Chance etwas zu essen zu bekommen, wenn nicht ginge ich wohl hungrig nach hause...

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    1. Die Nudeln kommen eh in kleinen Portionen angeschwommen - immer so viele, wie derjenige gerade auf die Reise geschickt hatte. Das sind eher kleine Portionshäppchen als einzelne Nudeln. :-)

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  3. Kenne Somen zwar auch schon aus einem Hotel in Meran aber diese Art die leckeren Nudeln zu essen ist mir natürlich völlig neu. Klingt nach einem total lustigen Abend und einer interessanten Art des Nudelessens

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